Es gibt Gelegenheiten, die muss man einfach nutzen. So wie neulich sonntags, als ich irgendwie um 10 Uhr da saß und bis zum Mittagessen nichts konkretes zu tun hatte.

Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit einer Kollegin ein paar Tage früher und überlegte mir, wie ich wohl auf die Schnelle ein kleines Foto-Set zaubern könnte. Im Esszimmer. Nichts Großes, nur für ein paar eBay-Fotos.

Es mußte mit Sachen realisierbar sein, die sofort verfügbar waren, ohne zusätzliche Basteleien. Und es mußte innerhalb Nullkommanix wieder abzubauen sein. Ach ja, und den Durchgangsverkehr zwischen Wohnzimmer und Küche durfte ich auch nicht über Gebühr blockieren :)

Ich habe mir also ein altes Leintuch aus dem Keller geholt, eine Holzleiste in der passenden Länge und 2 Bauklemmen («Leimzwingen»). Nein, 4 – zwei kleine, zwei große. Das sollte die Hohlkehle werden.

Dazu habe ich das Holz zwei- oder dreimal in das Leintuch eingewickelt und mit den kleinen Klemmen fixiert. Diese Rolle fand ihren Platz in ca. 1,6 Metern Höhe auf 2 Türgriffen des Esszimmerschranks.

Die beiden freien Ecken des Leintuchs habe ich einfach auf die Tischplatte gelegt und den Tisch solange vor dem Schrank hin- und herrangiert, bis a) genügend Tisch mit Tuch bedeckt war, und b) das Tuch zwischen Tischkante und Schrank eine schöne Hohlkehle bildete. Die großen Klemmen dran, fertig. So schnell kann man ein Set bauen:


Nun noch die Kamera aufs Stativ, den Aufsteckblitz auf ein zweites, kleineres.
Laptop dazu, per USB-Kabel mit der Kamera verbunden, und los.

Das erste Foto:

Hmpf. Da rettet auch Photoshop nix mehr.

Aber, hey – zumindest der Objektivdeckel war runter :)

Zusammen mit dem Studio-Bau wollte ich an diesem Morgen auch erstmals das tethered shooting ausprobieren, also das Fernsteuern der Kamera vom Rechner aus. Lightroom 3 bietet diese Funktion, ebenso die Nikon D90 – man kennt sich, so heißt es.
Nun, in meinem Falle wußten die Teilnehmer davon nichts, eine Verbindung habe ich nicht zustande gebracht. Was aber auch nicht weiter schlimm war, denn Sofortbild kann sowieso mehr :P

Diese Freeware war an diesem Morgen wirklich das Tüpfelchen auf dem i – Objektiv ausrichten, Programmwahlrad auf A, klack. Was von der Belichtung her nicht paßt, läßt sich regeln, ohne die Kamera zu berühren…

Ein paar Fotos später war das Ergebnis schon ansehnlicher …

… aber immer noch verbesserungswürdig. Vor allem die Falten und der Knick im Leintuch waren doch mehr zu sehen als ich vermutete. Also die Matte kurz mit dem Bügeleisen geplättet und wieder aufgehängt …


Schon besser.

Die Nutzung von Stativ und Tethering-Software macht solche Aufnahmen wirklich sehr sehr einfach, wie ich finde. Man wählt den Bildausschnitt (durch den Sucher der Kamera oder per LiveView am Mac), fokussiert in aller Ruhe und macht das Bild dann per Mausklick. Reflexe im Bild? Kein Problem, der Blitz ist ultramobil. Neuer Klick, neues Bild. Schatten in der falschen Richtung? Blitz 2 cm verschoben, klick. 5 cm höher, klick. Verschlußzeit geändert, klick. Blende verstellt, klick.

Sofortbild speichert die Aufnahmen direkt auf die Festplatte des Macs; selbst wenn man übelst mit try and error an die Sache rangehen sollte: die Speicherkarte wird gewiß nie voll werden :)

Ich habe an diesem Morgen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und alles mögliche vor die Linse gestellt, was als möglicher Kandidat für eine eBay-Auktion in Betracht kam. Selbst Motive, die ich für schwierig hielt (Metall), sind mit dem Setup ganz gut abzulichten.

Die folgenden Bilder sind weder in Lightroom noch in Photoshop großartig nachgearbeitet:

Die ganze Fotosession hat inklusive Teile-Zusammensuchen, Aufbau und Abbau zwischen 2 und 2,5 Stunden gedauert. Darin enthalten 10 Minuten Suche nach dem dämlichen verschwundenen USB-Kabel der Nikon :)

Ich meine, für den beschriebenen Aufwand und Zweck sind die Bilder wirklich top geworden.
Übrigens: Hat jemand Interesse an einer alten Minolta Dynax 2xi, inklusive zweier Objektive und Blitz?

Benötigtes Material

  • Kamera
  • Stativ
  • Blitz
  • Bettuch
  • Holzstange
  • Leimzwingen, z.B. als 10er Set erhältlich